"Ich habe mich geirrt.“
- marco9597
- 22. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Es sind nur fünf Worte. Und doch hört man sie selten, vor allem in der Politik.
„Ich habe mich geirrt.“
Nicht, weil Fehler nicht passieren würden – sondern weil es offenbar gefährlich ist, sie zuzugeben.
In einer Welt, in der Stärke mit Rechthaben, Lautsein und Durchsetzen verwechselt wird, gelten Zweifel als Schwäche.
Politiker:innen, die zögern, werden zerrissen. Wer seine Meinung ändert, wird als unzuverlässig abgestempelt. Wer zugibt, falsch gelegen zu haben, verliert in den Umfragen.
Und so reden viele lieber in bedeutungslosen Schachtelsätzen. Sie sagen viel – und sagen dabei nichts. Weil alles, was Menschlichkeit zeigt, politische Angriffsfläche bietet.
Doch genau das ist das Problem.
Die Angst vor Verletzlichkeit ist eine Einladung zur Spaltung
Wenn Führung nur noch als Kampf begriffen wird – ich gegen dich, wir gegen die, rechts gegen links – dann verlieren wir das, was Politik im besten Sinne sein sollte: ein Raum für Verantwortung, Dialog und Entwicklung.
Stattdessen erleben wir täglich:
Schlagzeilen, die polarisieren.
Debatten, die mehr auf Wirkung als auf Wahrhaftigkeit abzielen.
Aussagen, die nicht verbinden, sondern trennen.
In dieser Atmosphäre wird jeder Zweifel als Schwäche gewertet. Dabei ist er in Wahrheit ein Zeichen von Größe.
Zweifel ist keine Schwäche – sondern Voraussetzung für echte Führung
Führung heißt nicht, alles zu wissen.Führung heißt, bereit zu sein, zu lernen.Wer führt, muss nicht perfekt sein – aber aufrichtig.
Ein Mensch, der sagt: „Ich war mir nicht sicher.“, wirkt heute irritierend. Dabei könnte genau dieser Satz der Anfang von etwas Echtem sein: Vertrauen.
Vertrauen entsteht nicht durch Macht. Es entsteht durch Menschlichkeit.
Und Menschlichkeit beginnt dort, wo wir aufhören, unsere Unfehlbarkeit zu inszenieren.
Wir brauchen keine Helden – wir brauchen Menschen
Ich wünsche mir Politiker:innen, die nicht alles im Griff haben. Die zuhören, bevor sie sprechen. Die sich trauen zu sagen: „Da habe ich mich getäuscht. Ich sehe es heute anders.“
Nicht aus Schwäche – sondern aus der Fähigkeit zur Entwicklung.
Denn nur so entsteht echte Verbindung. Nur so entsteht eine Politik, die nicht spaltet, sondern heilt.
Ein stiller Aufruf
Dieser Beitrag ist kein Vorwurf. Er ist eine Einladung. An alle, die führen. An alle, die sich zeigen wollen – aber Angst haben, was dann passiert. An alle, die spüren, dass etwas nicht mehr stimmt, aber noch keine Worte dafür haben.
Vielleicht beginnt echte Veränderung nicht mit einem Plan. Sondern mit einem einfachen Satz:
„Ich habe mich geirrt.“



