Die kleinen Trumps
- Marco Thomé

- 6. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Merz war bei Trump.
Trump sprach. Laut. Viel. Ohne Pause.
Alle anderen – schweigend.
Kein Widerspruch. Kein echtes Gespräch. Kein Innehalten.
Man könnte sagen: typisch Trump.
Aber vielleicht ist genau das der Fehler.
Denn Trump steht nicht nur für politische Polarisierung –
er steht für etwas viel Tieferes, viel Menschlicheres.
Ich sehe in ihm einen Mann, der in seiner Kindheit womöglich nie wirklich gesehen wurde.
Der früh lernen musste: Liebe gibt es nur für Leistung.
Dass Anerkennung härter verdient werden muss als jeder Dollar.
Ein Junge, der nie genug war – und daraus ein ganzes Leben gebaut hat: laut, stark, unangreifbar.
Aber innen drin? Vielleicht ein einziger Schrei nach Nähe.
So entstehen Führer, die keine Nähe mehr zulassen.
Nicht, weil sie es nicht wollen – sondern weil sie es nie gelernt haben.
Und genau das macht die Szene so erschreckend vertraut.
Denn wie viele kleine Trumps gibt es da draußen – in Unternehmen, Teams, Familien?
Menschen, die laut werden, weil sie niemand hört.
Die dominieren, weil sie nie in Beziehung treten konnten.
Die führen, weil sie nie gelernt haben, zu vertrauen.
Wie oft steckt hinter scheinbarer Souveränität nur ein alter Schmerz:
Ich war nie genug. Ich wurde nicht geliebt. Ich bin nur dann jemand, wenn ich etwas leiste.
Diese Sätze sitzen in vielen von uns.
Und wenn wir sie nicht erkennen, wiederholen sie sich.
In unseren Führungsstilen. In unseren Beziehungen. In unserer Gesellschaft.
Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr nur auf Lautstärke zu reagieren – sondern auf das, was darunter liegt.
Vielleicht brauchen wir keine besseren Strategien.
Sondern mehr Mitgefühl – auch für den verletzten Anteil in uns selbst.
Denn wer den Schmerz in sich nicht sieht, wird ihn anderen antun.
Ich begleite Menschen genau an dieser Schwelle. Dort, wo alte Schutzmuster laut werden – und echte Verbindung leise anklopft.
Wo Führung nicht mehr heißt, alles im Griff zu haben, sondern bereit zu sein, sich selbst zu begegnen.
Dort beginnt Veränderung.
Und manchmal auch Heilung.



